Strafzölle für Elektroautos

Seit Juli erhebt die EU Strafzölle für Elektroautos aus China, egal ob sich dahinter eine chinesischer oder westlicher Hersteller verbirgt. Das wenn man so einen Schritt geht auch alle belastet werden müssen ist klar, ansonsten würde die EU zum Papiertiger werden. Nur was bedeutet das für westliche Autohersteller, die zwischenzeitlich Ihre Elektroautos in China fertigen lassen bzw. was bedeutet das für chinesische Hersteller, die gegebenenfalls den Import nun aus anderen als den chinesischen Fabriken nach und in Europa steuern. Machen Strafzölle für Elektroautos überhaupt Sinn oder wird damit nur die Elektromobilität weiter abgewürgt. Alles Fragen die wir in unserem heutigen Artikel gerne beantworten möchten.

Sind die Strafzölle ein Eigentor?

Vermutlich ja, den es trifft westliche Automobilhersteller doppelt. Zum einen werden hier dem Thema Globalisierung nun auch von europäischer Seite die Schranken aufgezeigt. Jedes Elektroauto das in einer chinesischen Fabrik gefertigt wird oder wurde unterliegt der Regelung für Strafzölle für Elektroautos. Zum anderen wird die chinesische Regierung das mit Sicherheit so nicht akzeptieren und vermutlich ebenfalls Strafzölle gegen Importe westlicher Autohersteller verhängen. Deren Ausmaß ist im Moment nicht abzuschätzen und das wird erst die weitere Entwicklung zeigen, auch wie man sich ggf. in den nun anstehenden Verhandlungen einigen kann. Sollte es aber verhärtete Fronten geben, würden chinesische Strafzölle z.B. auf Komponenten die nicht in China gefertigt werden durchaus Ihre Wirkung nicht verfehlen.

Welche westlichen Automarken sind betroffen?

Neben den chinesischen Marken betreffen die Strafzölle für Elektroautos auch westliche Automarken. Es sind dies insbesondere die folgend gelisteten Hersteller. Wir lassen die betroffenen chinesischen Marken aus vor und nennen hier nur westliche Automarken die aktuell Elektroautos in China fertigen oder zukünftig fertigen lassen:

  • BMW
  • Volkswagen
  • Mini
  • Volvo
  • Smart
  • Cupra
  • Dacia
  • Tesla

Welche Auswirkungen haben die Strafzölle?

Nehmen wir das Beispiel Tesla mit dem Model 3, dass für Europa zu 100% aus den Fertigungslinien in Shanghai kommt. Vor dem 05.07. kostete das Tesla Model 3 in der Basisversion Standard Plus in Deutschland 40.490 Euro. Würde Tesla den für das Model 3 die veranschlagten Strafzölle in voller Höhe von 21% komplett an die Kunden weiterreichen, würde das Model 3 deutlich mehr kosten als ein Model Y und wäre somit in Deutschland nicht mehr verkäuflich. Tesla hat auf die Strafzölle für Elektroautos reagiert und den Preis für das Model 3 angepasst. Dieser Beträgt nun 42.990 Euro und wird dazu führen, dass das Unternehmen mit dem Model 3 deutlich weniger verdienen kann und natürlich auch weniger Fahrzeuge absetzen wird. Denn die Zölle sind augenscheinlich an die Kundschaft aus Gründen der Modellpolitik nicht weitergereicht worden. Vermutlich in der Hoffnung, dass man Sie wegen dem nun geringen Preisunterschied ohne Problem auf das Model Y heben kann. Damit geht man dem Problem ebenfalls aus dem Weg, die Zölle werden ja nur fällig, wenn tatsächlich Fahrzeuge importiert werden.

Drohgebärden der EU?

Die momentan verhängten Strafzölle für Elektroautos werden von der EU für den Moment als Ausgleichszölle erhoben und fließen nicht in die Staatshaushalte sondern stellen eine Art Kaution dar. Es ist also tatsächlich so, dass hier Drohgebärden aufgebaut werden, um die chinesische Seite an den Verhandlungstisch zu bekommen – was dann nun auch funktioniert hat. Die jetzt stattfindenden Verhandlung sind auf 4 Monate terminiert und sollen dazu führen, dass es bis zum Spätherbst bestenfalls eine Lösung gibt. Sollte dies nicht der Fall sein, wird sich die EU keinen Rückzieher erlauben können und wird die Sache mit den Strafzöllen für Elektroautos durchziehen müssen. Was dann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Gegenreaktionen auslösen wird. Insofern, Globalisierung war einmal und auch die Autoindustrie wird sich mittelfristig umstellen müssen um diesen scheinbar unabwendbaren Veränderungen Rechnung zu tragen.

Machen Strafzölle für Elektroautos aus China Sinn?

Betrachtet man sich die Absatzzahlen der chinesischen Elektroautohersteller hier in Deutschland, kann man dazu nur große Fragezeichen haben. Chinesische Elektroautos in Deutschland hatten in den ersten 4 Monaten einen Marktanteil von 10% am Absatz von Elektroautos. Mit Abstand größter Player war dabei SAIC mit seiner Marke MG, die von diesem Kuchen ziemlich genau die Hälfte abbekommen haben. Alle anderen Hersteller wie zum Beispiel BYD mussten sich mit nicht mehr als Krümeln, was die Stückzahlen angeht, zufrieden geben. Es ist also in der momentanen Situation er so, dass die Strafzölle für Elektroautos erstmal insbesondere westliche Hersteller betreffen, die Ihre Fahrzeug in China fertigen lassen. Nach Stückzahlen gesehen ist dabei natürlich Tesla der eindeutige Verlierer. Aber auch für Mini kommt die Einführung zum Unzeitpunkt, geht doch gerade der neue elektrische Mini an den Start, der zu 100% aus chinesischer Fertigung stammt.

Was lernt der chinesische Elektroautobauer daraus?

Er lernt gerade, dass Logistik teuer ist, Hafengebühren für abgestellte und nicht verkaufte Elektroautos ebenfalls teuer sind und man schlussendlich besser dort fertigt wo man die Fahrzeuge auch verkaufen möchte. BYD geht diesen Schritt und wird bis 2026 eine Fertigungslinie in Ungarn in Betrieb nehmen. Einen anderen Weg geht das Startup Leapmotor mit dem Joint Venture mit Stellantis. Stellantis ist ja im großem Stile beim chinesischen Elektroauto Startup eingestiegen und wird die Marke Leapmotor noch in diesem Jahr nach Europa bringen werden. Stellantis wird dabei keine Fahrzeuge von Leap importieren, sondern eine Fertigungslinie in Polen für die Produktion von Fahrzeug von Leapmotor umrüsten. Somit werden natürlich für Elektroautos von Leapmotor keine Strafzölle fällig. Ein Dreh über den vermutlich gerade der ein oder andere Hersteller mit seinen Kontakten zu chinesischen Startups in beide Richtungen nachdenken wird. Für BYD ist sowas natürlich keine Option, der Hersteller hat in den letzten 2 Jahren einen so derartigen Boom erlebt und kann mit stolz geschwellter Brust und vollen Portokassen eigene Projekte starten.

Fazit

Man wird abwarten müssen wie die Verhandlungen mit der chinesischen Seite laufen, die ja zwischenzeitlich durchaus mit Selbstvertrauen ausgestattet ist. Sollten die Verhandlungen scheitern, wird der Schritt der EU hier Strafzölle für Elektroautos dann final auszurollen wohl eher zum Eigentor. Und das in erster Linie für die heimischen Autohersteller und ihre Aktivitäten in China sowie auch den heimischen Märkten und der Chance weiterhin globalisiert Fertigungsstrategien als Autohersteller auszurollen.

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