Hat Carlos Tavares der Chef von Stellantis dazugelernt? Mit der PSA Group hatte sich der Portugiese bereits eine blutige Nase in China geholt und musste zurückziehen. Bei Stellantis soll dies nun anders laufen. Stellantis hat einen 20% Anteil am chinesischen Elektroautohersteller Leapmotor erworben und ein Joint Venture gegründet.
Der Deal zwischen Stellantis und Leapmotor
Stellantis hat für 1,5 Milliarden Euro einen 20-prozentigen Anteil an Leapmotor erworben. Der Deal beinhaltet zudem die Gründung eines Joint Ventures, genannt Leapmotor International, an dem Stellantis 51 Prozent und Leapmotor 49 Prozent halten. Das Joint Venture soll den Verkauf von Leapmotor zuerst in Europa steuern und damit die exklusiven Rechte für den Export und den Verkauf sowie die Herstellung von Elektroautos von Leapmotor außerhalb Chinas haben.
Stellantis in China
Trotz seiner globalen Präsenz mit starken internationalen Marken hat Stellantis Schwierigkeiten, Autos in China zu verkaufen. Der Konzern verfügt lediglich über einen Marktanteil von 0,3 Prozent in dem Land in dem der weltweit größte Autoabsatz stattfindet. Carlos Tavares hat Richtung China keine Erfolgsgeschichte zu erzählen. In Europa ein Star der Autobranche in China eher der Looser. Das hat auch dazu geführt, dass man das bisherige Joint Venture mit GAC inklusive der dafür errichteten Produktionsstätte im Jahr 2022 komplett aufgegeben hat. Die Kosten des Joint Ventures sind im Vergleich zum Absatz in China komplett durch die Decke gegangen, sodass die Notbremse gezogen werden musste.
Der Neuanfang mit Leapmotor
Hat Carlos Tavares dazugelernt? Anscheinend ja, denn der Deal mit Leapmotor zielt auf jeden Fall in die richtige Richtung. Der in Europa etwas unbekanntere chinesische Hersteller von Elektroautos gehört in China durchaus zu den erfolgreicheren Elektroauto Start-Ups und ist auf der Softwareseite mit seiner Plattform Leap 3.0 ziemlich vorne mit dabei, sozusagen auf Augenhöhe mit NIO, Xpeng oder BYD Auto. Beim Absatz bewegt sich Leapmotor ebenfalls auf den vorderen Rängen und ist in der Top 10 der Elektroautohersteller in China auf Platz 9 mit knapp über 70.000 abgesetzen Einheiten in den ersten drei Quartalen 2023. Stellantis spielt dazu als kompletter Gegensatz im Bereich von Elektroautos in China überhaupt keine Rolle.
Leapmotor will im Q3/2024 in Europa starten
Das Unternehmen wird Fahrzeuge auf den europäischen Markt exportieren, die dann vom gemeinsamen Joint Venture Leapmotor International über das Vertriebsnetzwerk von Stellantis angeboten werden. Welche Markenkanäle Stellantis dabei nutzen wird, ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Leapmotor plant in 2024 insgesamt in 10 europäischen Ländern zu starten, darunter Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. Als Einstiegsmodell in Europa ist der Leapmotor C11 vorgesehen, ein Mittelklasse SUV der bereits auf der IAA Mobility dieses Jahr in München gezeigt wurde.
Die Modellpalette von Leapmotor in China
Fazit
Die Partnerschaft zwischen Stellantis und Leapmotor zeigt, dass die Autoindustrie weiter global bleibt und das wir durchaus davon sprechen können, dass chinesische Elektroauto Start-Ups zwischenzeitlich beim Thema Software gegenüber etablierten Herstellern die Nase vorne haben. Es zeigt aber auch den wachsenden Respekt westlicher Autobauer an der chinesischen Elektroautoindustrie und dem Potenzial, was diese zwischenzeitlich bietet. Es bleibt also abzuwarten, wie erfolgreich solche Partnerschaften sein werden und welche Auswirkungen sie auf den globalen Elektroautomarkt haben. Eines ist jedoch sicher: Die nächste chinesische Elektroautomarke ist im Anflug auf Europa.