Mit dem Lockdown in vielen Großstädten hat die chinesische Regierung nicht nur den internationalen Warenverkehr ins Stocken gebracht, auch der Autoabsatz China hat einen herben Einbruch erlitten. Für den Monat April geht der Verband der chinesischen Automobilhersteller (CAAM) von einen Rückgang von knapp 50% aus und damit vom größten Rückgang im Autoabsatz China innerhalb eines Monats überhaupt.
Eine Industrie zum Stillstand gebracht
Mit dem seit Ende März andauernden Lockdown und den damit verbundenen Schließungen von Produktionsstätten, ist die Automobilbranche in China im April praktisch zum Stillstand gekommen. Damit hat die chinesische Regierung mit der weiterhin propagierten Null Covid Politik nicht nur die internationalen Lieferketten durcheinander gebracht, sondern auch für ein ziemliches Chaos im größten chinesischen Industriezweig gesorgt. Mit knapp 50% ist der Autoabsatz in China im April zum Vergleich des Vorjahres eingebrochen und mit einem ähnlich schlechten Wert ist auch im Mai zu rechnen. Zwar wurde für die größten Autohersteller die Produktionen Ende April im Rahmen eines sogenannten “Closed Loops” wieder aufgenommen. Trotzdem hängen aber weiterhin Millionen von potentiellen Käufern in ihren Wohnungen vom Lockdown fest und können keine Autos kaufen.
Kein ungebremstes Wachstum mehr
Damit ist klar, dass es nach einem schon eher verhaltenen Jahr 2021 – was den Autoabsatz in China angeht – auch in 2022 kein Wachstum für Autoproduzenten in China geben wird. Selbst optimistische Vorhersagen gehen im Moment von einem Rückgang beim gesamten Autoabsatz China in Höhe von rund 10% in 2022 und zum Vorjahr aus. Und auch schon das Jahr 2021 war kein wirkliches Erfolgsjahr für das Gros der Automobilhersteller in China. Es wird also wohl kein weiteres ungebremstes Wachstum für die Automobilbranche auch in China mehr geben. Ausnahmen bestätigen natürlich solche Regeln. So ist davon auszugehen, dass Tesla oder aber auch BYD Auto selbst in 2022 weiter deutlich im Autoabsatz in China zulegen werden.
Die bisherigen Platzhirsche als Verlierer
Besonders hart trifft es im Moment die langjährigen Platzhirsche der chinesischen Automobilindustrie. Als einer der großen Verlierer könnte dabei auch der größte chinesische Automobilhersteller hervorgehen, denn bei SAIC hat man einen überdurchschnittlichen Absatzeinbruch im April erlebt. Einzig das Joint Venture Wuling konnte beim Rückgang sich im Trend des Gesamtmarktes im April bewegen. Die beiden anderen großen Joint Ventures mit Volkswagen und General Motors haben hingegen Absatzrückgänge von über 70% zum Vergleichsmonat des Vorjahres hinnehmen müssen. Zwar wurde auch bei SAIC zwischenzeitlich die Produktion in alle Werken im sogenannten “Closed Loop” wieder aufgenommen, aber neben fehlenden Käufern, fehlt insbesondere den beiden großen Joint Ventures mit GM und VW ein Volumenmodell, dass dem klaren Absatztrend in China zur Elektromobilität Rechnung tragen könnte. Bisherige Topseller wie der VW Lavida werden als reines Verbrenner Angebot über kurz oder lang Probleme in China bekommen.
SAIC Motors: Autoabsatz in China April 2022
SAIC Joint Venture | April 2022 | April 2021 | Veränderung |
---|---|---|---|
SAIC GM – Wuling | 76.000 | 135.000 | – 43,6% |
SAIC Volkswagen | 30.000 | 108.000 | – 72,3 % |
SAIC GM | 24.000 | 81.000 | – 70,2 % |
China wichtigster Markt für deutsche Autokonzerne
Trotz der unerfreulichen Entwicklungen, bleibt der Automarkt in China für die deutschen Automobilhersteller der Wichtigste. China ist und bleibt trotz Rückgängen für Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW der größte Einzelmarkt. Allerdings bereits im vergangenen Jahr stockte das früher rasante Wachstum in China. War es im vergangenen Jahr insbesondere die knappe Chipversorgung, die für Produktionsprobleme sorgte – so wird nun insbesondere der staatliche Eingriff zu einer nicht wirklich kalkulierbaren Größenordnung. Und das trotz einiger deutlicher Öffnungen die chinesischen Politik was die Produktionsmöglichkeiten für ausländische Autohersteller in China angeht. Neben Tesla, das ja zu 100% Eigentümer seiner Produktionsstätten in China ist, hatte ja nun auch offiziell zum Jahreswechsel BMW die Mehrheit an seinem bisherigen Joint Venture mit dem chinesischen Autobauer Brilliance übernommen.
Insofern bleibt es abzuwarten, wie die umfangreichen Corona-Lockdowns dem Autoabsatz China weiter zusetzen werden. Denn Chinas Behörden versuchen weiterhin, Corona-Ausbrüche in verschiedenen Großstädten mit umfassenden Lockdowns in den Griff zu bekommen.