Im China rollen weltweit mit Abstand die meisten Elektroautos auf den Straßen. Und insbesondere in chinesischen Großstädten ist dieser Veränderungsprozess hin zum Elektroauto immer deutlicher zu spüren. Elektroautos in China sind eindeutig auf dem Vormarsch und dazu hat sich eine umfassende Start-up Kultur entwickelt, die von Dienstleistungen bis hin zum fertigen Produkt zwischenzeitlich alles anbietet was für die angestrebte Marktführerschaft Chinas in diesem Bereich notwendig ist. Elektroautos und China ist zwischenzeitlich zum Inbegriff für den Fortschritt der Elektromobilität geworden und dies wollen wir in dieser Story näher beleuchten.

Der Staat als Triebfeder

In China geht nichts ohne den Willen der Zentralregierung in Peking. Allerdings wenn die Regierung in Peking etwas will, dann verfolgt sie diese Ziele mit Nachdruck. Die Elektromobilität ist eines dieser Ziele und der chinesische Staat hat sich in den letzten Jahren nachhaltig als Triebfeder bei der Entwicklung von Elektroautos in China gezeigt. Nicht nur das dies wohlwollend begleitet wurde, nein es wurde auch richtig viel Geld in die Hand genommen. Und dies nicht nur im Bereich des Individualverkehrs, sondern auch im Personennahverkehr.

Elektroautos In China

Betrachtet man speziell die Förderungen der letzten Jahre im Bereich des Individualverkehrs genauer, so sieht man welche extrem hohen Summen hier zum Anstoß in die Hand genommen wurden. Für Käufer von Elektroautos in China kamen bisher staatliche Förderungen zum Einsatz, die sich insgesamt auf rund 30% des Preises für eine Elektroauto summieren konnten (abhängig vom Wohn- oder Zulassungsort). Und in den chinesischen Großstädten kam in den letzten zwei Jahren noch die Vergünstigung der uneingeschränkten Zuteilung von Nummernschildern für Elektroautos hinzu. Ein besonderes Bonbon für Käufer zum Beispiel in Shanghai oder Peking. Diese mussten bei einem Verbrenner teilweise bis zu 15.000 Euro in die Hand nehmen, nur um eine License Plate zu erhalten.

Das Elektroauto in China als Zweitwagen

Den Weg an den Kunden hat sich das Elektroauto in China zuerst als Zweitwagen gebahnt. Also für den innerstädtischen Verkehr das Elektroauto und für Mittel- und Langstrecke der Verbrenner. Das war und ist für einen Großstädter in Shanghai oder Peking sehr praktisch, denn mit dem Elektroauto umgeht er jegliche Einschränkungen und Fahrverbote der jeweiligen Stadtregierung. Und mit dem Verbrenner – meistens ein schicker SUV – konnte er oder sie weiterhin seinem Lifestyle nachkommen. Man sollte wissen, Chinesen ja eher von kleiner Statur lieben überdimensionierte Autos.

Also größer schneller weiter besser ist Lifestyle in China und auch wenn man auf der Autobahn maximal nur 120 Stundenkilometer schnell fahren darf, gönnt man sich gerne ein Fahrzeug das gerne auch mal rein theoretisch doppelt so schnell unterwegs sein kann. Dem tragen nun zwischenzeitlich auch alle Hersteller von Elektroautos in China Rechnung. Egal ob ein NIO ES8 oder ein BYD Tang DM alle diese Fahrzeuge folgen zwischenzeitlich dem Lifestyle eines chinesischen Autokäufers. Deshalb werden die Zeiten in denen das Elektroauto als Zweitwagen zum Einsatz kommt, durch solche neuen Fahrzeuge nun auch sukzessive abgelöst.

Der Boom der Start-up Unternehmen

Mit dem Hype um die Elektromobilität und die angestrebte Marktführerschaft Chinas im Bereich von Elektroautos, hat sich auch ein wahrer Boom von Start-up Unternehmen entwickelt. Man spricht zwischenzeitlich von rund 500 Unternehmen, die in den letzten 5 Jahren an den Start gegangen sind. Seit 2018 sind auch einige dieser Start-ups mit Fahrzeugen nun auf dem Markt vertreten und liefern in Stückzahl an Kunden aus. Vorreiter dieser Entwicklung ist NIO. NIO ist an der New Yorker NASDAQ gelistet und war im letzten Jahr das erste Start-up, dass mit der Auslieferung eines Elektroautos in Serie begonnen hatte. Und hat mit dem NIO ES6 zwischenzeitlich bereits ein zweites Fahrzeug auf dem Markt platziert. Neben NIO sind zwischenzeitlich weitere Start-up Unternehmen mit Elektroautos in China am Markt. So liefern bereits auch WM Motor, XPENG Motors oder Hozon Auto Elektroautos in Stückzahlen in China aus.

Byton Showroom Shanghai

Zu diesen genannten Firmen gibt es natürlich eine ganze Reihe von Herausforderern, die ab 2020 mit ihren Fahrzeugen auf den Markt kommen wollen. Bekanntester Vertreter davon ist wohl BYTON, die ab 2020 mit dem SUV M-Byte an den Start gehen wollen. Aber auch Firmen wie Aiways, Everus, Lucid Motors, SF Motors, Singulato oder REECH stehen mit einen SUV Elektroauto in den Startlöchern. Diese Liste ließe sich nun noch endlos erweitern, denn neben SUVs gibt es in anderen Fahrzeugklassen auch noch diverse neue Anbieter. Es wird also spannend, welcher all dieser Elektroauto Newcomer Unternehmen dann tatsächlich langfristig überleben kann. Mit Sicherheit der chinesische Markt für Elektroautos wird zukünftig weiter wachsen, aber es bleiben auch große Zweifel angesichts der schieren Masse an Elektroauto Start-ups in China.

Die Etablierten und das Elektroautos

Hat in Europa die Autoindustrie das Thema Elektromobilität mehr oder weniger verschlafen, so waren die etablierten Hersteller in China von Anfang an dabei. Und wenn man heute in die Verkaufszahlen für Elektroautos in China blickt, dann sind es die etablierten Hersteller wie BAIC, BYD Auto oder SAIC die mit ihren Elektroautos die vordersten Plätze der Verkaufsranglisten belegen. Mit BYD Auto hat China zwischenzeitlich sogar einen Player der mit Tesla auf Augenhöhe unterwegs ist.

Es ist klar, dass ein Staatskonzern wie BAIC vom ersten Tag an in die Entwicklung des Themas Elektromobilität und Elektroautos involviert war. Die Politik in China übt maßgeblichen Einfluss auf seine Staatsunternehmen aus und veranlasst diese natürlich auch entsprechende Entwicklungen intensiv zu begleiten. Gleiches gilt letztendlich für den größten chinesischen Autohersteller SAIC. Allerdings gibt es auch privatwirtschaftlich in China aufgebaute Unternehmen wie BYD Auto. BYD hat mit Eigeninitiative, aber natürlich auch mit einem Know How Vorsprung das Thema Elektroauto für sich frühzeitig entdeckt. BYD ist eigentlich ein Mischkonzern und in der Entwicklung und Herstellung von Handy Akkus groß geworden.

Das Ausland und Elektroautos in China

Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Dieser Frage ist man auch wohl zu lange in der westlichen Autoindustrie nachgegangen, wenn man über das Thema Elektroautos nachgedacht hat. Insofern haben die großen internationalen Autohersteller das Thema komplett verschlafen und haben die Tür geöffnet für Tesla und Elon Musk. Und letztendlich auch die chinesische Regierung dazu ermutigt im Bereich Elektroauto die Marktführerschaft anzustreben. Westliche oder japanische Autohersteller spielen auf dem chinesischen Markt mit Ausnahme von Tesla keine oder nur eine geringe Rolle. Schaut man auf die Verkaufszahlen bei den reinen Elektroautos in China, so findet man außer dem Tesla Model 3 auf den vorderen Rängen nur chinesischen Autohersteller.

Tesla Model 3 in China

Bei den Plug-In Hybrid Fahrzeugen können sich dann mit BMW und Volkswagen zumindestens zwei internationale Hersteller platzieren. Auch mehr oder weniger untergegangen ist das bereits 2010 gestartete Joint Venture zwischen Daimler und BYD Auto mit Namen Denza. Das im letzten Jahr noch gefaceliftete Hatchback Modell 500 ist faktisch aus den Verkaufsstatistiken verschwunden und das neue Denza SUV Modell Concept X wird vor 2020 am Markt nicht verfügbar sein. Immerhin Audi ist nun mit dem e-tron in China aktiv. Aber mit Preisen die bei umgerechnet rund 90.000 Euro beginnen. Der e-tron wird auch in China kein Abverkaufsschlager werden.

Die Zukunft des Elektroautos in China

Werden in China in diesem Jahr rund 1,6 Millionen Elektroautos verkauft, so gehen die Voraussagen davon aus, dass in 20 Jahren rund 16 Millionen Elektroautos in China pro Jahr verkauft werden können. Die Quote wird sich also verzehnfachen und damit einen deutlichen Anteil der jährlich verkauften PKWs in China einnehmen. Wird dies alles so kommen, wird China ein gewaltiger Markt für den Absatz von Elektroautos werden. Die Frage stellt sich nur, wer wird von diesem Wachstum profitieren? Können die deutschen Premiummarken weiter erfolgreich in China tätig sein? Und kann die Vielzahl der gerade am Markt befindlichen chinesischen Elektroauto Start-up Unternehmen überhaupt überleben?

Im Moment sehen wir eine Absatzdelle in China, die auch am Segment Elektroautos nicht vorbeigeht. Insbesondere die chinesischen Start-ups sind bei solchen Situationen natürlich gefährdeter als ein etablierter Autohersteller. Das Start-up setzt auf Wachstum im Absatz von Elektroautos in China und wenn dieser nicht im erhofften Maße kommt, könnte es kritisch werden. Zudem steht mit den autonomen Fahrfunktionen und vollständig autonomen Fahren noch ein weiterer großer Meilenstein im Raum. Hier ist mit der Open-Source Plattform Apollo vom chinesischen Suchmaschinendienst Baidu ein Projekt am Start, dass bereits mit mehr als 100 Partnern in China aktiv ist. Unter anderem BAIC, Geely und Dongfeng – aber auch Daimler, Ford und Hyundai sind dabei. Die Konkurrenzveranstaltung wird von dem chinesischen Tech Giant Tencent getrieben und soll künftig unter anderem auch bei Tesla in China zum Einsatz kommen. Tencent ist ja seit 2017 nicht unwesentlich an Tesla beteiligt.

Es bleibt also extrem spannend und Elektroautos in China werden wohl auch weiterhin das Maß der Dinge bestimmen. Wer heute und in Zukunft erfolgreich Elektroautos in China oder sonstwo auf der Welt verkaufen möchte, wird den Beweis antreten müssen, dass er auf dem chinesischen Markt bestehen kann. Es wird also vermutlich so kommen, wie es sich die chinesische Staatsführung vorgestellt hat – wer Elektroauto sagt, wird zukünftig an China nicht vorbeikommen.