Der deutsche Autobauer BMW wird bei seinem chinesischen Joint Venture mit Brilliance die Mehrheit übernehmen. Entsprechende Absichterklärungen wurden beim Besuch des chinesischen Premier Minister Li Keqiang am Montag in Berlin unterzeichnet. Die chinesische Regierung hatte bereits im April angekündigt, die bestehende Gesetzgebung in Bezug auf den Automobilsektor schrittweise zu öffnen. Für Hersteller von Elektrofahrzeugen soll die Regelung bezüglich Joint Venture Pflicht bereits in diesem Jahr enden. Für alle anderen Bereiche ist geplant dies bis zum Jahr 2022 schrittweise umzusetzen. Die nun getroffene Absichterklärung zwischen BMW und Brilliance ist also politisch in China zwischenzeitlich gewollt.
Das BMW der erste ausländische Hersteller ist, der entsprechende Veränderungen an der Eigentümerstruktur seines Joint Ventures in China vornimmt war vorhersehbar. Mit Brilliance ist BMW mit einem Hersteller in China verbunden, der salopp gesagt nicht zur ersten Liga gehört. Brilliance hatte bereits zum Start des Joint Ventures vor 15 Jahren nur einen Anteil von 40,5% am Joint Venture. BMW hielt schon immer den für ausländische Hersteller möglichen Anteil von 50%. Der Rest von 9,5% werden von der Stadtregierung in Shenyang gehalten. Die von BMW nun angestrebte Anteilserhöhung auf bis zu 75% betrifft laut Insiderkreisen auch ausschließlich nur die Anteile von Brilliance. Die Anteile der Stadtregierung von Shenyang sollen in unveränderter Form erhalten bleiben. Auch aus strategischen Gesichtspunkten, denn die kompletten Produktionsanlagen des Joint Ventures befinden sich in der Nordchinesischen Großstadt Shenyang.
In welchem Zeitfenster der Übergang der Anteile geplant ist, ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht bekannt. Es ist aber laut Insiderkreisen zu erwarten, dass die neue Besitzerstruktur mit der Brilliance China Automotive Holdings demnächst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Im Moment laufen wohl noch intensive Verhandlungen über die konkrete Ausgestaltung. Laut gut informierter chinesischer Medien wird auch eine Umwandlung der von Brilliance bisher gehaltenen Anteile in Aktienanteile der BMW AG diskutiert. Soweit BMW die Anteile auf die vorgesehenen 75% steigern möchte, müsste Brilliance sich zukünftig mit nur 15,5% zufrieden geben. Damit dies für den chinesischen Hersteller ohne Gesichtsverlust über die Bühne gehen kann, wird BMW die gesamte Transaktion wohl entsprechend versüßen müssen. Erste negative Reaktion auf die Ankündigungen gab es bereits, die Brilliance Aktien sind auf Talfahrt gegangen und haben 20% verloren. Das ist der größte Verlust der Brilliance Aktie seit dem Jahr 2008.